Sonntag, 7. September 2008

So much to do - so little time.




Die letzten paar Tage waren definitiv sehr interessant. Dass ich mich eingelebt habe, kann ich allerdings (und das ist ja klar) noch nicht behaupten. Aber heute ist zumindest Sonntag und es wird wohl mal ein ruhigerer Tag werden, sodass ich in Ruhe Luft holen und mich auf die nächste Woche vorbereiten kann. Ich habe leider noch nicht alle meine Kurse, eigentlich hab ich nur drei bekommen (plus den Englisch-Kurs, der noch dazu kommen wird) und muss mich morgen darum kümmern. Außerdem muss ich mir ein Konto eröffnen, hoffentlich geht das alles fix, denn ich weiß nicht, wie lange die EU-Überweisung dauert. Nicht, dass ich dann nächste Woche auf dem Trockenen sitze. Schließlich kann man gar nicht so schnell gucken, wie man hier Geld ausgeben kann. ;)

Am Freitag war das erste offizielle Erasmus-Treffen, von dem ich eigentlich dachte, dass es nur so eine kleine Willkommens-Veranstaltung ist. Aber letztendlich war es eine richtige Immatrikulationsveranstaltung. Wir wurden feierlich begrüßt und keiner, der in Leipzig studiert, kann sich vorstellen wie nett man hier empfangen wird. Die haben sich wirklich alle Mühe gemacht uns einen netten Empfang zu bieten. Die Veranstaltung hat auch 2 Stunden gedauert – es gab eine Reihe von Rednern, die uns willkommen geheißen und Tipps gegeben haben wie wir unser Leben auf dem Campus und in Irland schön gestalten können. Toll fand ich auch, dass nicht nur alles in den Himmel gelobt, sondern auch gesagt wurde, dass wir uns möglicherweise mal einsam fühlen und vielleicht nicht mehr so begeistert sind von unserer neuen Umgebung. Und das alles auch noch mit einen sehr trocken „sense of humour“. Mir hat es fürs Erste wirklich gut gefallen. Vor allem als der Rektor uns 2 irische Wörter beibringen wollte (natürlich „Regen“ und „nass“) ... hat an diesem Tag auch sehr gut gepasst, weil Sabina und ich bis auf die Knochen durchnässt von Lidl wiederkamen. Ich weiß echt nicht, wann ich das letzte Mal in so einen Regen geraten bin. Das Schlimme war auch nicht der Regen, sondern die Tatsache, dass der Wind alle drei Minuten drehte und uns aus einer anderen Richtung entgegenschlug. Aber wir haben es mit Humor genommen – die erste Regentaufe haben wir nun hinter uns.

Nach der Immatrikulationsveranstaltung gab es noch Kaffee (Gott sei Dank!!!) und ein bisschen Gebäck für die Erasmus-Studenten, so dass man gleich ins Gespräch kam. Ich bin dann in eine Gruppe Franzosen reingerutscht (ich sag mal Franzosen, weil da eigentlich fast jeder auf Französisch gequatscht hat – waren aber auch noch ein Italiener, Spanier etc.), mit der wir uns für den Abend verabredet haben. Zur Zeit lernt man natürlich jeden Tag neue Leute kennen, aber momentan sind es wirklich viele Franzosen, die ich kennen lerne, wobei mir natürlich echt auf die Füße fällt, dass ich kein Französisch kann und wie das eben so ist, reden sie untereinander natürlich in ihrer Muttersprache.

Gut gefällt mir, dass wir eigentlich fast jeden Abend zusammen essen. Wir waren jetzt immer „in Sabinas place“ – Freitagabend zusammen mit Stefan und Carolyn, ihrer irischen Mitbewohnerin aus Cork. Das war schon sehr schön zusammen zu sitzen und über den Fremdsprachenunterricht in Irland zu reden. ;) So stell’ ich mir das vor. Anschließend sind wir abends das erste Mal in die Stadt gefahren (ohne was einkaufen zu müssen). Temple Bar ist das berühmte Kneipenviertel von Dublin, die Preise sind auch touristisch! Der Cousin von einem Franzosen wohnt seit 2 Jahren hier und hat uns gleich in so einen Pub/Club geschleppt, der eigentlich ab 23 war. Aber da es noch relativ früh am Abend war und der Club noch leer, wollte der Türsteher nur wissen, ob wir auch alle über 20 sind und hat uns reingelassen. Die meisten hier sind doch so um die 20 bis 23 Jahre alt. Der Club an und für sich war echt schön – Ledercouches und zwei Ebenen mit Musik, die allerdings etwas zu laut war, so dass man sich anschreien musste, um einander zu verstehen. Auf dem Weg zurück haben wir uns schließlich ein Taxi geteilt – hat bis direkt vor die Haustür 16€ gekostet und da wir zu viert waren, war es für jeden so viel wie es auch im Nitelink (Nachtbus) gekostet hätte – und es war natürlich viel komfortabler. Der Taxi-Fahrer war auch echt nett, hat uns noch erzählt, wo wir so weggehen sollten etc. Überhaupt sind die Leute wirklich sehr nett und hilfsbereit, gar nicht so wie in den meisten Teilen von Deutschland.

Am Samstag wollte ich eigentlich ausschlafen, aber irgendwie kriege ich es hier nicht hin länger als bis 8.30 Uhr zu schlafen. Warum weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich bin ich innerlich immer noch so aufgeregt. Aber ich kann auch echt nur sagen, dass es hier ständig was zu erleben gibt. Immerzu neue Leute und neue Situationen. Sabina und ich sind dann letztendlich wieder in die Stadt gefahren (eigentlich wollte ich ja ein bisschen was von der Stadt sehen, aber ...), um Julie (eine Französin aus der Nähe von Saarbrücken) und Stefan zu treffen, die im St. Stephen’s Shoppingcenter „household“ kaufen wollten oder zumindest Stefan. Eigentlich hatte ich keine Lust noch mal die ganzen Haushaltswaren zu suchen, aber bei Penny’s hab ich mir dann doch noch warme Boots zulegt, die ich in meinem Zimmer tragen kann. Denn Flipflops als Hausschuhe sind hier echt nicht angebracht. ;) Außerdem hab ich noch eine schöne, warme Kuscheldecke bekommen (ich weiß, es ist kitschig), die jetzt als mein Knut-Ersatz funktioniert (Toni und Kati wissen, wovon ich rede) ... Letztendlich sind wir dann wieder bei einem Lidl gelandet. Man kann sich gar nicht vorstellen, was da los war mitten in der Innenstadt. Wahnsinn!! So viele Leute in dem Supermarkt ... Aber wir haben das erste Mal Bier gekauft (Billig-Bier: Excelsior in Dosen). Ich kann hier im Übrigen ununterbrochen meinen Ausweis vorzeigen, denn keiner glaubt mir, dass ich bereits 21 bin. ;)

Wieder zurück in Belgrove wollten wir Eierkuchen machen, aber am Schluss wurden es dann doch „Crepes“, weil Laurène das Ruder übernommen hatte. Nachdem wir dreimal den Feueralarm ausgelöst hatten wegen all dem Dunst, konnten wir dann wirklich exzellente Crepes genießen.

Für heute hatte ich mir eigentlich vorgenommen, dass ich auf dem Campus bleiben werden, um diesen mal auszukundschaften, denn ich weiß momentan echt nur, wo drei Gebäude sind. Aber da heute so schönes, sonniges Wetter war, beschlossen wir doch wieder in die Stadt zu fahren und ich habe endlich etwas gesehen, was nicht mit Shopping zu tun hatte. J Wir haben uns das Dublin Castle angeschaut, was von Wikinger erbaut und bis heute als Repräsentationshaus genutzt wird. Bill Clinton und Margaret Thatcher haben sich hier schon die Ehre gegeben. Ach, das war ganz nach meinem Geschmack – mit Führung und viele Fotos. Und im Anschluss gabs dann endlich einen großen Kaffee bei Starbucks. Als wir schließlich wieder hier waren, wollten wir alle mal in Ruhe Skypen und später bei Anna (aus Nürnberg) und Yasmina (aus Geneva) vorbei zu schauen, weil deren chinesische Mitbewohnerin eine Party für ihre Freunde gab. Aber aus allzu ruhigem Skypen wurde nichts, da plötzlich meine dritten Mitbewohnerin mit ihrer kompletten Familie reingeschneit kam. Und mit kompletter Familie meine ich Mum, Dad, zwei Brüder und ihre Tante, die hier in Dublin lebt. Das Mädel heißt Emerson und kommt aus Roscommon, was im Westen von Irland liegt. Sie ist 18 Jahre alt und studiert hier Psychologie – wie bei den meisten ist es ihr erstes Jahr am College. Ich denke, sie ist ebenfalls ein wenig ruhig, aber die Familie war einfach toll. Die haben einen gleich total nett begrüßt und sich mit mir unterhalten. Ihr Vater hat mir letztendlich gezeigt wie der Timer an meiner Heizung funktioniert, denn die Technik hier ist anscheinend noch aus den 70ern und kein Deutscher würde sich damit auskennen! Die Mutter meinte auch gleich, wenn mal irgendwas sein sollte, soll ich sie anrufen oder ich könnte auch zu der Tante kommen. Ich glaube, dass die irische Mentalität hier ein bisschen der amerikanischen gleicht. Sie sind alle wirklich sehr nett und hilfsbereit, aber auch ein wenig oberflächlich. Wer Amis kennt, weiß ja was ich meine. Denn nicht jedes Angebot ist dafür da angenommen zu werden. Trotzdem war es wirklich schön, die Familie mal kennen zu lernen. Und ich hoffe, dass wir jetzt doch noch eine nette WG werden. Ich meine, ich bin ja eigentlich die ganze Zeit bei Sabina und ihren Mitbewohnern. Heute Abend habe ich schon wieder dort gegessen. Langsam wird mir das echt peinlich, ich muss mich morgen unbedingt revanchieren. Ich hab noch nie bei mir Zuhause gegessen oder gekocht. Aber eigentlich sollten wir auch bei Anna & Yasmina essen, denn Yasmina hatte uns alle eingeladen und meinte, es gäbe genug zu essen für alle und als wir letztendlich mit knurrendem Magen da waren, gab es nichts zu essen. Also sind wir wieder zu Sabina und haben mal wieder dort gekocht. Ich muss allerdings auch sagen, dass ich froh war, nicht schon wieder Nudeln essen zu müssen. ;) Stattdessen gab es Kartoffeln mit Zucchini und Pilzen in Creme fraiche – sehr lecker. Sabina kann echt kochen ...


Ich bin also eigentlich ständig unterwegs. Morgen früh geht’s auch gleich 8.30 Uhr los. Ich muss zum International Office, zu meiner Koordinatorin hier an der Uni, um wegen meinen Kursen zu fragen, denn ich hab nicht alles bekommen, was ich wollte. Dann muss ich ein Konto eröffnen und um 13 Uhr zum nächsten Meeting für die Englisch-Sachen ... Oh man, wie ich schon seit Tagen sage: So much to do, so little time. ;P

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